Fasten ist die geistliche Disziplin, auf etwas zu verzichten (in der Regel auf Nahrung), um sich an den Dingen Gottes zu erfreuen. Im vorigen Beitrag bin ich auf einige Gründe für das Fasten eingegangen. Vielleicht spürst du, dass der Herr dich zum Fasten führt. Du fragst dich vielleicht: Was nun?
Um Dir den Einstieg zu erleichtern, findest du hier Antworten auf einige Fragen zum Fasten in der Praxis.
Muss ich auf Essen verzichten?
Wenn wir in der Bibel vom Fasten lesen, geht es in der Regel um Essen. Aber was die Einzelnen essen (oder nicht essen), ist unterschiedlich. Zum Beispiel:
- Mose hatte vierzig Tage lang weder Brot noch Wasser. (5 Mo 9,9)
- Esther aß und trank drei Tage lang nichts. (Est 4,16)
- Daniel nahm drei Wochen lang keine Köstlichkeiten, Fleisch und Wein zu sich. (Dan 10,3) Mit anderen Worten: Er aß, um zu leben, aber nicht, um zu genießen.
Die Bibel gibt keine strikten Regeln vor, was wir während des Fastens essen dürfen und was nicht, denn der Schwerpunkt liegt weniger auf dem, was wir tun (oder nicht tun), als vielmehr auf unserer Bitte an Gott, dass er in besonderem Maße in unserem Leben wirkt.
Vor diesem Hintergrund ist Essen aber nicht das Einzige, auf das wir verzichten können. Wenn du eine persönliche Fastenzeit in Erwägung ziehst, kannst du dir folgende Frage stellen: „Was kann ich eine Zeit lang aus meinem Leben streichen, um mehr Platz für das Gebet zu schaffen?“ Hier sind einige Ideen:
- Verzichte eine Zeit lang auf alle sozialen Medien.
- Verzichte für eine gewisse Zeit auf das Fernsehen.
- Verzichte auf deine Lieblingsserie.
- Verzichte auf eine bestimmte Aktivität, die zu deiner täglichen Routine gehört.
Wie lange sollte ich fasten?
Auch hier beschreibt die Bibel eine breite Spanne für das Fasten. Hier sind ein paar Beispiele:
- In Richter 20,26 fastete das ganze Volk Israel nach einer verheerenden Schlacht einen Tag lang (von morgens bis abends).
- Esther bat die Juden, mit ihr gemeinsam drei Tage lang zu fasten, bevor sie sich wegen der Bedrohung für das jüdische Volk an den König wandte (Esther 4,16).
- Die Männer Israels fasteten sieben Tage lang, um den Tod von Saul zu betrauern (1. Samuel 31,13).
- In 5. Mose 9,9-18 fastete Mose vierzig Tage lang, bevor er die Zehn Gebote empfing. Jesus fastete genauso lange, bevor er in Matthäus 4 seinen Dienst begann.
Wie kannst du nun für dich erkennen, wie lange du fasten sollst?
Frag als Erstes den Herrn. Wenn er dich zum Fasten aufruft, wird er dir auch die Einzelheiten klar machen.
Schau in deinen Kalender. Steht ein großes Ereignis an, das das Fasten erschweren würde? Hast du Gäste zum Essen eingeladen? Steht ein Feiertag bevor? Damit du deine freiwillige Fasten-Verpflichtung dem Herrn gegenüber einhalten kannst, solltest du deine Fastenzeit so planen, dass sie sich mit deinem Alltag und den damit einhergehenden Verpflichtungen (in der Familie und Gemeinde) vereinbaren lässt.
Was soll ich während des Fastens tun?
Bete wie nie zuvor!
Fasten ohne Beten ist kein Fasten; es ist eine Diät oder ein Entzug. Der einzige Grund für das Fasten ist, Raum zu schaffen, damit du den Herrn mit größerer Dringlichkeit suchen kannst. In der Praxis könnte das folgendermaßen aussehen.
- Bete in den Zeiten, in denen du essen würdest!
- Nutze den Hunger als Erinnerung zum Beten. Sobald dein Magen knurrt, suche den Herrn.
- Bete Bibelstellen, die mit Hunger zu tun haben. Hier sind ein paar Beispiel-Gebete:
- Herr, Dein Wort sagt: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit“. (Mt 5,6) Vergrößere meinen Hunger nach Dir und Deinem Wort, so wie mein körperlicher Hunger in diesem Moment immer größer wird.
- Jesus, Du hast gesagt: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt.“ (Mt 4,4) Lehre mich, durch Dein Wort ernährt zu werden.
- Herr, Dein Wort verspricht, dass Du meine Bedürfnisse stillen kannst. (Jes 58,11) Hilf mir dabei, zu erkennen, auf welche Weise du immer wieder meinen Mangel ausgleichst und mich erhältst.
Aber ich bin Mama! Wie kann da die Küche kalt bleiben?
Das soll sie nicht! Die kleinen Mäuler müssen natürlich weiterhin gefüllt und die Schulbrote geschmiert werden. Deine Familie braucht weiterhin deine Fürsorge. Erkläre ihnen im Voraus, dass du vorhast zu fasten und bitte sie, für dich zu beten. Nimm die gemeinsamen Mahlzeiten zum Anlass, um zu erklären, wofür du betest und wie Gott darauf antwortet. Nutze die Gelegenheit, deinen Kindern etwas über das Gebet beizubringen und den Dialog darüber zu eröffnen, was Gott im Leben eines jeden Einzelnen von euch tut.
Ist es in Ordnung, wenn ich anderen sage, dass ich faste?
Innerhalb der Familie wird es unmöglich oder sehr schwierig sein, zu verbergen, dass du fastet, aber die Bibel lehrt eindeutig, dass das Fasten so privat wie möglich gehalten werden sollte.
Hier ist das Einmaleins des Fastens, wie Jesus selbst es lehrt:
„Wenn ihr aber fastet, sollt ihr nicht finster dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Angesicht, damit es von den Leuten bemerkt wird, dass sie fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon empfangen. Du aber, wenn du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, damit es nicht von den Leuten bemerkt wird, dass du fastest, sondern von deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir öffentlich vergelten.“ (Matt 6,16-18)
In Lukas 18,10-14 verleiht Jesus diesem Punkt besonderen Nachdruck, als er einen Pharisäer tadelt, der öffentlich fastet, um Aufmerksamkeit auf sich zu richten.
„Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich selbst so: O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme! Und der Zöllner stand von ferne, wagte nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: O Gott, sei mir Sünder gnädig: Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt in sein Haus hinab, im Gegensatz zu jenem. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“
Eine natürliche Begleiterscheinung des Fastens sollte Demut sein. Ohne Nahrung dauert es nicht lange, bis wir erkennen, dass wir nicht das Sagen haben. Wir können nicht einmal unseren eigenen Körper erhalten, ohne die Nahrung, mit welcher der Herr uns versorgt. Wenn unser Fasten zum Mittel wird, mit dem wir andere beeindrucken wollen, oder wenn wir versuchen, Gott damit zu beeindrucken oder zu überzeugen, haben wir das Ziel verfehlt.
Apropos Gott beeindrucken…
Verschafft Fasten mir im Himmel einen Platz in der ersten Reihe?
Du magst versucht sein, dich während des Fastens für besonders geisltich zu halten oder dir einzureden, dass Gott besonderes Wohlgefallen an deinem Fasten hat. Die Wahrheit ist, dass Gott bereits Gefallen an dir hat (Röm 8,1). Er nimmt dich an – nicht wegen irgendetwas, was du tust oder nicht tust, sondern weil er dich erschuf und dich freigekauft hat durch sein Opfer, nicht durch deins. Deshalb ist das Fasten kein Geschenk, das wir Gott machen, sondern ein Geschenk, das er uns macht. Letztlich fasten wir unter der Gnade, nicht unter dem Gesetz. Es geht nicht um Regeln, sondern um unsere Beziehung zu Gott.
Warum hört man so wenig über das Fasten?
Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher! Es ist ein Thema, das in Gottes Wort viel Raum einnimmt, aber in unseren christlichen Kreisen wird nicht besonders viel darüber gesprochen. Als ich mich mit dem Fasten beschäftigte, wurde mir klar, dass das Fasten genauso eine wichtige geistliche Übung für meine Nachfolge ist, wie das Gebet und das Bibellesen. Durch das Fasten hat Gott in letzter Zeit einige riesige Berge in meinem Leben versetzt.
Deshalb wollte ich auch mit dir über das Fasten ins Gespräch kommen. Ich bin kein Experte für das Fasten, aber ich würde gerne einer werden. Vielleicht kannst du mir dabei helfen! Welche Wahrheiten über das Fasten hat Gott dir in seinem Wort gezeigt? Welche Erfahrungen hast du mit dem Fasten gemacht?